Auf Kloster Berg Sion sind sich Natur und Kultur nahegekommen – inklusive Bewegung, Musik, Spiritualität und Kulinarik. Zudem wurde Nelly Bütikofer die «KulturMarke» überreicht.
Himmlisch und herzlich – so könnte man den «KulturTopf» vom vergangenen Mittwoch in zwei Stichworten zusammenfassen. Auf Kloster Berg Sion in Uetliburg, bei der Schwesterngemeinschaft der Prämonstratenserinnen, war man dem Himmel tatsächlich ein kleines Stück näher – in vielerlei Hinsicht.
Diego Forrer, Präsident von Kultur Zürichsee-Linth, und seine Vorstandsmitglieder begaben sich mit den Kulturschaffenden auf Flughöhe inspirierender Programmpunkte und liessen sich am Kultur-Topf»-Abend vom Alltag entrücken – mit geerdeter Gartenkultur und fliegender Tanzperformance.
Ein in sich ruhendes Paradies
Im Gänsemarsch ging es zum Start in den Garten. In den Permakultur-Garten wohlgemerkt. Wilfried Oesch führte die Gästeschar in das Zusammenspiel von Wind, Wasser und Wärme ein. Er erklärte die Philosophie des «weniger ist mehr» im Garten und Augenzwinkernd die Kompostierlasagne des Gartenteams.
Man spazierte der Hecke mit 40 verschiedenen Sträuchern nach, schaute sich die Wieselburgen an und bekam erklärt, wie die türkische Süssquitte und der Erbsenstrauch miteinander harmonieren. Ein in sich ruhendes Paradies, in welchem sich Bienen und Vögel, Hühner und Menschen wohlfühlen und das Geben und Nehmen in der Natur (er)leben können.
Nach dem Ausflug mit Ein- und Weitblick marschierten alle zurück zur Scheune, wo der Jugendchor Zürichsee-Linth unter der Leitung von Patrick Mettler mit tollen Songs, Singfreude und himmlischen Harmonien begeisterte.
Fesselnde Tanzperformance
Nun war es Zeit, mit Tänzerin und Choreografin Nelly Bütikofer die Dimension Luft zu erobern. Schwebend, fliessend, fliegend zog die das Publikum mit ihrer Tanzperformance in ihren Bann. Der Schmuck der weissen Federn verwandelte den einfachen Holzgaden in eine «Schwanensee»-Bühne.
Und genau das ist es auch, was Bütikofer und ihre Kunst auszeichnet. Das Sprengen von Grenzen, das Spiel mit den Möglichkeiten. In Bewegung, Gestik und Mimik erzählt sie eine Geschichte. Man trippelte mit ihren sachten Schritten mit, man fühlte den Luftzug unter den Flügeln und durfte ein Stück weit mitfliegen, mit den gezupften und in die Luft geworfenen Federn. Himmlisch.
Die Vorstandsmitglieder Katja Mair und Nicole Steiner ehrten die 76-jährige Nelly Bütikofer mit der Kulturmarke für ihr reiches und virtuoses Tanzschaffen und ihr unermüdliches Wirken für die Tanzkunst in Rapperswil-Jona und der Region. Bütikofer arbeitet immer wieder genreübergreifend und verbindet so Tanz, Musik, Sprache und Schauspiel innovativ und inspirierend.
Pointiert – und doch liebevoll
Nun stand ein gelber Stuhl im Gaden. Und auf diesem Stuhl sass Urs Habegger, der Surprise-Verkäufer aus der Bahnhofunterführung in Rapperswil. Oder wie er es sagen und schreiben würde: in der Bahnhofsunterführung zu Rapperswil. Details sind ihm wichtig. Er beobachtet scharf. Seine Schreibe ist pointiert und doch liebevoll. Habegger las an diesem Abend einige Geschichten aus seinem Buch vor. «Wahre Begebenheiten aus dem Leben», nennt er seine Erzählungen. Sein Schreibtalent und seine Sprache berührten. Eine literarische «Surprise».
Nach dem reichen Apéro, passend umrahmt vom Regenbogen, genossen die Anwesenden den dritten Teil des Abends in der Klosterkapelle. Sr. Ulrika gab interessante Erklärungen zu den Deckenbildern ab, welche Themen der Bibel – in der Ansicht des Alten Testaments und der Erfüllung im Neuen Testament – zeigen. Zum Schluss nochmals Klänge. Grandiose Klänge. Das Trio Bernet sorgte für ein gesangliches Schlussbouquet, das den himmlischen Abend sternstundenmässig abrundet. Kultur bringt halt eben doch ein Stückchen Himmel auf die Erde.
Linth-Zeitung / Gabi Corvi